Extremely Large Telescope könnte bei erdnächstem Exoplaneten Biosignatur finden

Wenn es auf wenige Lichtjahre entfernten Exoplaneten Leben gibt, wird das womöglich schon in wenigen Jahren nachweisbar sein. Das haben Simulationen ergeben.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 39 Kommentare lesen
Exoplanet mit Gewässern vor einem Stern

Künstlerische Darstellung eines Exoplaneten

(Bild: NASA/Ames Research Center)

Lesezeit: 3 Min.

Das im Bau befindliche Extremely Large Telescope dürfte leistungsfähig genug sein, um eventuell vorhandene Spuren von Leben bei vergleichsweise nahe Gesteinsplaneten zu finden. Das haben drei Forscher aus den USA anhand von Simulationen ermittelt. Herausgefunden haben sie, dass das Riesenteleskop nach seiner Inbetriebnahme Ende des Jahrzehnts in der Lage sein dürfte, bei einigen besonders nahen Exoplaneten Methan (CH₄), Kohlenstoffdioxid (CO₂) und Wasser (H₂O) zu finden, sollten die Stoffe dort vorkommen.

Mit einer längeren Belichtungszeit könnte unter Umständen sogar Sauerstoff (O₂) nachgewiesen werden. Als vielversprechendste Exoplaneten haben Forscher GJ 887 b, Wolf 1061 c und mit Proxima b den erdnächsten überhaupt ausgemacht. Die genannten Stoffe wiederum seien allesamt potenzielle Biosignaturen, ihr Entdeckung könnte also darauf verweisen, dass dort erdähnliches Leben existiert.

Simuliert hat die Gruppe um Huihao Zhang von der Ohio State University die Leistungsfähigkeit von insgesamt drei geplanten Riesenteleskopen, neben dem ELT noch das Giant Magellan Telescope und das Thirty Meter Telescope. Das ELT wird aber das größte davon und ist bei der Suche nach außerirdischem Leben am vielversprechendsten. Die drei vergleichsweise nahen Exoplaneten – keiner ist weiter als 14 Lichtjahre entfernt – werde es direkt ins Visier nehmen können, ein sogenannter Koronograf verdeckt dabei ihren Stern. So kann deren Atmosphäre nach Spuren von Leben durchsucht werden, ohne dass die Himmelskörper dafür vor ihrem Stern vorüberziehen müssen. Dabei dürfte das Weltraumteleskop James Webb gemeinhin besser abschneiden, hat die Gruppe noch ermittelt. Anders als die Performance der noch im Bau befindlichen Riesenteleskope könnte das bereits überprüft werden.

Die Suche nach außerirdischem Leben werde in den kommenden Jahren einen zentralen Platz in der Astronomie einnehmen, begründen die Forscher ihre Arbeit. Gleichzeitig seien Simulationen wie die ihre nötig, um das Maximum aus den Instrumenten herauszuholen, die Milliarden kosten. Sie plädieren jetzt dafür, die Zeit bis zur Inbetriebnahme der Riesenteleskope zu nutzen, um die Erdatmosphäre weiter zu erforschen. Erst wenn man wirklich wisse, wie deren Aufbau mit dem Vorhandensein von Leben zusammenhängt, könne man wirklich hoffe, aus einem Nachweis bei einem Exoplaneten wirklich auf das Vorhandensein von Leben schließen zu können. Ihre Simulationen und die detaillierten Ergebnisse stellen sie im Fachmagazin The Astronomical Journal vor.

Das Extremely Large Telescope der Europäischen Südsternwarte ESO wird gegenwärtig auf dem etwa 3000 m hohen Cerro Armazones in der chilenischen Atacama-Wüste errichtet. Seit wenigen Monaten wächst dort das Stahlgerüst der Kuppel. 2028 soll das mit Abstand größte Teleskop der Welt seine wissenschaftliche Arbeit aufnehmen und Antworten zu grundlegenden Fragen der Astronomie, Astrophysik und Kosmologie liefern. Die Erwartungen sind enorm. Vor dem Jahreswechsel sind die ersten Segmente des gigantischen Hauptspiegels nach Chile verschifft worden, Mitte Januar sind sie dort angekommen.

(mho)